Wie wende ich mich der Vulva zu?

Ob es sich um deine eigene Vulva handelt oder um die der Person, mit der du intime Zeit im Bett verbringst: Es gibt unheimlich viele verschiedene Arten, wie man sich ihr zuwenden kann. Außerdem stellen wir uns die Frage, wieso das Lecken nicht den gleichen Ruhm genießt, wie das der Blowjob tut. Vielleicht ändert sich ja auch deine Meinung!

Lecken vs. Blowjob

Eine Studie hat ergeben, dass cisgender Frauen* jeglicher sexueller Orientierung am ehesten zum Orgasmus kommen, wenn sie während dem Sex innig geküsst werden oder der Geschlechtsverkehr Befriedigung durch Hand oder Mund umfasst. Das ist natürlich unter Vorbehalt zu betrachten, denn eine Verallgemeinerung von Vorlieben ist tendenziell immer schwierig. Das gilt für die Zuwendung der Vulva wie auch für den Blowjob. Der Blowjob hat komischerweise einen besseren Ruf, als es das Lecken hat. Oder zumindest wird er laut Studien häufiger praktiziert und häufiger „erwartet“, währenddessen sich manch ein Mensch die Zuwendung der eigenen Vulva erfragen muss. Dass die Zuwendung der Vulva über die Geschichte hinweg nicht das gleiche Ansehen erlangt hat wie der Blowjob, mag mit patriarchalen Strukturen und vielem anderen zu tun haben. Da müssen wir aber gar nicht so stark drauf rumreiten, um Änderung zu erzielen. Reden hilft manchmal auch ganz gut! Gib gerne mal das Wort Kommunikation in unsere Schlagwortsuche ein, falls du hier noch Hilfe benötigst. Das ist mit Sicherheit das Zauberwort für Genuss auf allen Seiten!

„Es richtig machen“

Eine weitverbreitete Annahme ist, dass es eine Art und Weise gäbe, wie „es richtig zu machen“ sei. Das führt unter Umständen dazu, dass auf der äußeren Klitoriseichel einfach heftig und direkt herumgedrückt wird, was womöglich zu einem sehr unangenehmen Gefühl führen kann. Ziel muss es nicht zwingend sein, die Klitoris so lange zu berühren, bis es zu einem Orgasmus kommt. Wendet sich eine Person direkt der Vulva zu, dann wünschen sich die meisten Personen mit Vulva, dass auch mehr berücksichtigt wird als nur diese kleine Perle. Die Liebkosung der gesamten Umgebung kann unheimlich schöne Gefühle auslösen. Dabei sind es vor allem unterschiedliche Berührungen, die überraschende Erregung hervorbringen. Hier gilt es auszuprobieren: Du selbst bei dir, falls du eine Vulva hast, um zu wissen, was dir gefällt. Oder du selbst bei einer Person mit Vulva, um Geheimnisse zu lüften. Gibt’s Intimbehaarung, bring die mit ins Spiel. Es können indirekte Berührungen sein, wie beispielsweise von außen über die Unterhose zu fahren oder direkte Berührungen wie das Auflegen einer Hand auf die Vulva, sie zu streicheln, an ihr entlang zu streichen oder zu tippen. Du denkst, die Berührungen klingen doch alle gleich? Da hast du dich geirrt. Probier‘s aus und lass dich überraschen!
Diese verschiedenen Arten der Berührungen lassen sich auch direkt an der Klitoris durchführen. Einige coole Websites wie beispielsweise OMGyes zeigen dir auf eine schöne Weise, welche Berührungen es beispielsweise gibt. Hier berichten Menschen von ihren ganz eigenen Erfahrungen und teilen diese mit dir. Es gibt unglaublich viele verschiedene Arten, die Klitoris zu stimulieren, die dir neben dem Rubbeln eine Freude bringen können.

Zuwendung der Vulva

Die Liebkosung der gesamten Umgebung kann unheimlich schöne Gefühle auslösen

Übung für dich

Du hast Lust auf eine Übung? Super! Schnapp dir eine Mandarine, schäl sie und brich sie den Waben entlang in der Mitte durch. Nimm dir eine Hälfte der Frucht und schau sie dir erst mal genau an: Wie fein ihre Struktur ist! Ähnlich einer Vulva mit den äußeren und inneren Vulvalippen und dem Vaginaleingang hast du auch hier eine komplexe Struktur. Begrüß die Frucht erstmal mit den Lippen und nimm wahr, wie sie sich anfühlt. Wie riecht sie? Was fühlt deine Zunge? Ist das Fruchtfleisch weich oder hart? Ändert sich die Wahrnehmung an verschiedenen Tagen mit verschiedenen Mandarinen oder anderem Obst deiner Wahl? Alles, was du hier mit deinen eigenen Lippen und deiner Zunge ausprobieren kannst, lässt sich später – das überrascht dich jetzt sicherlich – auf die Liebkosung einer Vulva übertragen. Viel Spaß dabei!

* Die Bezeichnungen weiblich und männlich sind in diesem Text zu bewusst so gewählt, da in der Wissenschaft Gruppenbildungen zur Vereinfachung von großen Datenmengen helfen.

Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.

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Lisa

Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin