Wie leben Menschen?
Gehören Sex und Liebe für dich zusammen? Wie ist deine eigene Reise? Wie hat sich deine Vorstellung von Sex und Liebe mit der Zeit entwickelt oder sogar verändert? Sexualität kann unterschiedlich gelebt werden. Genauso wie auch Beziehungen. Und diese zwei gehören auch nicht zwingend zusammen.
Vorstellungen
Als Kind dachte ich, mit 28 bin ich mit einem Mann verheiratet und habe zwei Kinder. Meine Freundinnen und ich spielten Mutter, Vater, Kind und wir erzählten uns gegenseitig, wie unsere zukünftigen Kinder und Männer heißen würden. Wir spielten auch Sex und selbst, wenn wir das als Mädchen untereinander spielten, waren die Rollen immer klar: ein Mann und eine Frau. Wie veraltet dieser Gedanke ist, schreit mir mein 28-jähriges Ich heute entgegen! Unverheiratet, ohne Kinder, mit Freund*innen um mich herum, die ganz andere Formen von Beziehungen und Sexualität pflegen, als es sich unsere Kinder-Ichs erträumen konnten.
Sex und Liebe
Alle Lebensformen, die wertschätzend sind, sollten unterstützt werden.
Sex und Liebe
Liebe und Sex gehörten für uns damals ganz klar zusammen. Aber warum lernten wir das so? Liebe und Sex müssen nicht zusammengehören. Sexualität kann mit oder ohne Beziehung bestehen. Alle Lebensformen, die wertschätzend sind, sollten unterstützt werden. Zwei unterschiedliche Fragen kommen bei dem Thema auf. Nummer 1: Wie leben Menschen sexuell? Nummer 2: Was gibt es für Beziehungsformen? Weil Beziehung ungleich Sexualität ist, beantworten wir sie getrennt voneinander.
Wie leben Menschen sexuell?
Sexuelle Lebensweisen sind ganz unterschiedlich: Du kannst alleine Sexualität erleben. Oder aber, du erlebst sie mit mehreren Personen unabhängig voneinander. Sexualität kann sich für dich auch ganz speziell mit nur einer bestimmten Person richtig anfühlen, genauso können es mehrere Personen gleichzeitig sein. Oder aber Sexualität ist für dich gar nicht so ein ergreifendes Thema. Was es definitiv nicht gibt, ist die eine bestimmte Form, Sexualität zu leben.

Was gibt es für Beziehungsformen?
Die verschiedenen Beziehungsformen sind mindestens so vielfältig, wie die Menschen es sind. Selbst, wenn zwei Beziehungen nach außen hin gleich ausschauen, können sie im Inneren total unterschiedlich funktionieren. Beziehungsformen können sich wandeln. Eine Person kann in ihrem Leben mehrere Beziehungsformen durchleben. Eine Beziehung zu dritt, eine offene monogame Beziehung, eine polyamouröse Beziehung, eine enge monogame Beziehung. In einer Beziehung kann die Form sich wandeln. Eine Beziehung muss auch nicht zwingend von Romantik geprägt sein. Die Form der romantischen Liebesbeziehung wird in unserer Gesellschaft auf ein Podest gehoben. Die Vorstellung, romantische Beziehungen wären höherwertig als zum Beispiel Freundschaften, ist weitverbreitet. Das muss aber nicht so sein.
Die Elternbeziehung
Viele von uns sind mit der Vorstellung aufgewachsen, die romantische Liebe der Eltern müsse für eine Verbindlichkeit im Familiengefüge sorgen. Ist sie nicht da, gibt’s auch das Familiengefüge nicht. Aber wann in der Geschichte hat denn „die perfekte Familie“ bitteschön überall existiert? Wenn wir im Familienkontext bleiben, kann Liebe als Klebstoff gesehen werden, mit der sich (Eltern-)Paare aneinander binden, um gemeinsam Kinder aufzuziehen. Heute gibt es aber zahlreiche andere funktionierende Formen: Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien, Co-Parenting. Was uns die vielen parallel existierenden Formen zeigen: Es gibt nicht nur eine „richtige“ Form. Wenn wir von dieser Vorstellung wegkommen, gibt es mehr Gleichheit für alle.

Gib uns Feedback! Von was willst du mehr wissen? Welche der unterschiedlichen Formen von Sexualität sollen wir deiner Meinung nach detaillierter vorstellen? Erzähl uns hier davon!
Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Dr. med. Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.