Wenn Sex weh tut

Wenn Schmerzen beim Sex nicht zum Liebesspiel dazu gehören, können sie ganz schön belastend sein. Zum einen, weil die Betroffenen sie vielleicht verheimlichen möchten, aus Angst, den*die Partner*in zu verschrecken. Und zum anderen, weil mensch vielleicht selbst nicht so genau weiß, wo sie herkommen und wie sie wieder verschwinden.

Wenn Liebe schmerzt

Die Gründe für Schmerzen beim Sex können vielfältig sein. Sind sie einmal da, ist die Angst davor, dass sie wieder auftreten können, geschürt. Hieraus kann sich im schlimmsten Fall eine sexuelle Störung entwickeln. Einen feinen Unterschied müssen wir hier noch benennen: Es geht hier thematisch nicht um eine Reizung der Haut. Wir sprechen hier von sexuellen Funktionsstörungen.

Sexuelle Funktionsstörungen

So unterschiedlich sexuelle Funktionsstörungen auch sein können, ein paar Gemeinsamkeiten gibt es: Sexuell gestörte Personen unterschätzen beispielsweise sowohl das Level ihrer sexuellen Erregung als auch die Möglichkeit, ihre Erregung zu kontrollieren. Außerdem erleben Personen, die eine sexuelle Funktionsstörung haben, während sexueller Aktivitäten häufig negative Emotionen. Personen mit einer ungestörten Sexualität erleben vergleichsweise mehr positive Emotionen.

Funktionsstörungen

Personen, die eine sexuelle Funktionsstörung haben, erleben während sexueller Aktivitäten häufig negative Emotionen.

Funktionsstörungen bei der Vagina

Leider ist bei Funktionsstörungen der Vagina häufig Schmerz ein Co-Faktor. Die bekannteste Funktionsstörung ist wohl Vaginismus. Ganz vereinfacht gesagt ist Vaginismus eine schmerzhafte Verkrampfung der Vagina. Eine weitere bekannte Funktionsstörung ist die Dyspareunie, bei der Schmerzen während des versuchten oder des vollzogenen zirklusiven Sex* auftreten. Die Schmerzen können während des Eindringens, während der vaginalen Stimulation oder auch erst nach dem vaginalen Sex auftreten. Leider treten diese beiden Funktionsstörungen bei manchen Menschen auch in Verbindung auf. Dann wird von GPSPS gesprochen. GPSPS steht für Genito-Pelvine Schmerz-Penetrationsstörung*. „Genito” steht für das weibliche Genital, und „Pelvis” ist der medizinische Begriff für das Becken. Bei GPSPS treten anhaltende oder wiederkehrende Schwierigkeiten während des vaginalen Sex‘ auf. Schmerzen können an der Vulva, der Vagina oder im Beckenboden auftreten. Durch erfahrene Schmerzen kann Angst vor neuen vaginalen Schmerzen entstehen, weshalb sich auch vor dem Sex oder beim Gedanken daran durch Anspannung die Beckenbodenmuskulatur schmerzhaft verkrampfen kann.

Funktionsstörungen beim Penis

Eine sexuelle Funktionsstörung bei einer Person mit Penis kann sich zum Beispiel dadurch bemerkbar machen, dass sich die Person durch leistungsbezogene sexuelle Stimuli ablenken und stören lässt. Dabei sind leistungsbezogene sexuelle Stimuli sexuelle Reize, die mit der Leistung oder Fähigkeit einer Person in Zusammenhang stehen. Ein einfaches Beispiel könnte eine Person sein, die Pornos bevorzugt, in denen sehr muskulöse und sehr gut bestückte cis-Männer zu sehen sind, da er*sie denkt, dass dieses Aussehen die eigene sexuelle Leistung verbessern könnte. Bei einer sexuell nicht gestörten Person würden diese leistungsbezogenen Stimuli eher zu einer Steigerung der Erregung führen.

Wusstest du, dass...

Spannenderweise führt Angst für eine Person mit Penis und ohne sexuelle Störung häufig zu einer erhöhten sexuellen Erregung.

Ein weiterer Punkt kann Angst sein

Bei einer Person mit Sexualstörungen hemmt Angst die sexuelle Erregung. Spannenderweise führt Angst für eine Person mit Penis und ohne sexuelle Störung häufig zu einer erhöhten sexuellen Erregung. Spannender Fakt am Rande: Hodenschmerzen gehen in den meisten Fällen übrigens nicht einher mit einer sexuellen Funktionsstörung. Leichte Hodenschmerzen nach dem Sex sind normal. Da Hodenschmerzen aber auch auf Entzündungen der Hoden oder Nebenhoden hinweisen können, sollten sie bei wiederholtem Auftreten bei einem ärztlichen Besuch abgeklärt werden.

*zirklusiver Sex ist das Gegenstück zu penetrativem Sex. Das Wort Zirklusion ermöglicht es uns, über manchen Sex anders zu sprechen. Es geht demnach nicht nur darum, dass die Vagina penetriert wird, sondern auch darum, dass sie empfängt!

Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.
Wir freuen uns, wenn du uns dein Feedback zum Text hier schenkst.

Lisa

Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin