"Vom blauen Penis zu abgebissenen Ohrläppchen"
Sex-Unfälle sind keine Seltenheit. Sie passieren sogar recht häufig. Dabei kommt es zu kleineren Verletzungen oder zu größeren. Leider bleibt ein Besuch bei Arzt oder Ärztin oft aus. Warum? Den meisten Menschen ist das zu peinlich. Das wiederum ist der Teufelskreis: Peinlich ist es nur, weil wir nicht darüber sprechen. Hier folgt ein Bruch mit dem Tabu!
Kleinere Unfälle miteinander
Beim Sex miteinander kann es schon mal doller zugehen. Und damit meinen wir nicht, dass du direkt eine Vorliebe für irgendeine bestimmte Technik haben musst. Nein, wir meinen eigentlich nur Geschwindigkeit, Reibebewegungen oder einen Untergrund, der nicht einer weichen und flauschigen Bettdecke gleicht. Muskelzerrungen von einer ungewohnten Position sind vor allem in der Wade und dem Oberschenkel keine Seltenheit. Schürfwunden an Knie, Schienbeinen und Ellbogen vom rauen Teppich, Bisswunden in Ohrläppchen oder Nacken so wie Kratzspuren von zu langen Nägeln. Wunden gehören desinfiziert und Muskelgruppen gedehnt! Bei anhaltenden Schmerzen oder Entzündungen: Geh zu einem Arzt oder einer Ärztin!
Größere Unfälle (miteinander)
Die zweithäufigsten Verletzungen bei Sexunfällen entstehen durch eingeführte Gegenstände. Das kann allein oder miteinander passieren. Einmal vorab: Sich Gegenstände in Körperöffnungen einzuführen kann super viel Spaß machen. Jedoch solltest du auf geprüfte Sexspielzeuge zurückgreifen!
Gegenstände, die nicht als Sextoys geprüft sind, können stecken bleiben, abbrechen oder verschwinden. Wenn dir das passiert: Geh sofort zu einem Arzt oder einer Ärztin, notfalls in die Notaufnahme! Diese können dir helfen und die Gegenstände vorsichtig und vor allem sicher zu entfernen. Mögliche Komplikationen können so in der Regel vermieden werden. Fremdkörper in Körperöffnungen können im schlimmsten Fall (lebens-) gefährlich werden: Von harmlosen Entzündungen über Blutungen bis zur Blutvergiftung ist alles drin.
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Sich Gegenstände in Körperöffnungen einzuführen kann super viel Spaß machen. Jedoch solltest du auf geprüfte Sexspielzeuge zurückgreifen!
Der arme Penis
Zu den häufigsten Verletzungen am Penis zählt der Riss des Vorhautbändchens. Das Bändchen verbindet die Vorhaut mit der Eichel und ist sowieso recht kurz. Bei einer Erektion spannt es sich. Heftige Auf-und Ab-Bewegungen beim (Solo-)Sex können zum Riss führen. Bei dieser Verletzung fließt meistens sehr viel Blut, weil eine Arterie in dem Bändchen verläuft. Die Blutung muss unmittelbar gestoppt werden. Leg dafür ein steriles Tuch auf die Wunde. Hört das Bluten nicht auf, muss die Wunde eventuell durch eine kleine Naht verschlossen werden.
Der Penisbruch ist kein tatsächlicher Bruch, sondern ein Riss der Schwellkörperkapsel. Schwellkörperruptur heißt diese Verletzung, die auch beim gemeinsamen Liebesspiel oder bei der Masturbation auftreten kann. Beim „Bruch“ reißt die Bindegewebsschicht und ein Knall entsteht. Der Penis schwillt sofort und färbt sich meist violett. Bei so einer Verletzung sollte sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, um Folgeerkrankungen zu vermeiden!
Bei welcher Verletzung du auch sofort ärztliche Hilfe aufsuchen solltest: bei einer Hodentorsion. Also, beim Verdrehen der Hoden. Das kann beim Geschlechtsverkehr, aber auch bei Fahrradfahren passieren und tut furchtbar weh. Wetten, du rufst freiwillig den Arzt an! Und bitte: Genier dich auf gar keinen Fall! Wenn du hier nicht schnell handelst, kann es zu Unfruchtbarkeit kommen.

Wundreiben
Vulva, Vagina und Penis sind mit sensiblen Hautschichten ausgestattet. Bei vaginaler Trockenheit kann das Wundreiben zu richtigen Rissen führen. Bei viel Sex, Masturbation und generell zu wenig Feuchtigkeit (Gleitgel hilft!) können schmerzhafte Wunden entstehen. Salben helfen hier bei der Heilung, einfach in der Apotheke nach Wundheilungsmitteln fragen. Lass die Haut sich regenerieren, bevor du sie weiter beanspruchst und greif frühzeitig zu Gleitgel!
Beim vaginalen Sex mit Fingern, Penis oder Toys kann es durch Verletzungen am Gebärmuttermund heftig bluten. Auch wenn das gefährlich wirkt, hört es meist spontan nach ungefähr 5 bis 10 Minuten auf. Falls nicht, solltest du dich gynäkologisch untersuchen lassen.
Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Dr. med. Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.

Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin