Über Sex (der Anderen) reden

Erinnerst du dich an dieses eine Lied, das will, dass wir über Sex reden?

“Let's talk about sex, baby

Let's talk about you and me

Let's talk about all the good things

And the bad things that may be.”

Die Band “Salt N Pepa” will schon 1991, dass wir mehr über Sex reden. Den gleichen Wunsch haben wir auch heute noch!

Sex up your life

Warum ist es überhaupt von Vorteil ist, mit sich selbst und anderen über Sex sprechen zu können? Sex wird dadurch zu dem, was er ist: normal. Wir brauchen keine Tabus für etwas, was alle interessiert. Was wir brauchen ist eine Gesprächsbasis! Damit du das nächste Mal, wenn du angestrengt von der Arbeit kommst, deine sexuellen Wünsche ohne Scham deinem Gegenüber kommunizieren kannst.

Mach mit!

Sieh diesen Text als Gedankenexperiment. Die Fragen, die über den einzelnen Textabschnitten stehen, sind Fragen an dich. Beantworte diese für dich selbst. Nur, wenn du dir selbst Fragen zum Thema Sex beantworten kannst, kannst du mit anderen darüber sprechen. Aber das kommt im nächsten Schritt :-)

Wie redest du über Sex?

Hand aufs Herz: Redest du laut und offen über Sex? Dass muss nicht hier direkt im Internet mit fremden Menschen geschehen. Die Frage ist eher, wie sieht das privat bei dir aus? Freche Annahme zu Beginn: Klar, Sex-Talk gab’s bei dir bestimmt schon mal. Mit Freundinnen oder Freunden, mit Partner oder Partnerin. Aber worüber sprecht ihr dann? Wie lange, wie oft und wie groß? Mit wie vielen und wo? Bestimmt erinnerst du dich an das ein oder andere Gespräch.

Wie aber sieht es mit Ängsten und Wünschen aus? Kannst du auch über diese offen und ehrlich reden oder war’s da mal ungemütlich? Nur nicht beschämt sein, falls du dich ertappt fühlst! Du bist nicht allein. Die meisten flunkern beim Thema Sex.

Was ist so tabu an Sex?

Unabhängig vom Alter fällt es vielen Menschen schwer, über Sex zu reden. Selbst, wenn wir ständig von Sex umgeben sind. An super vielen Orten werden wir daran erinnert und doch ist es meistens eher versteckt abgebildet. Zu viel bleibt tabu. Wie wohl fühlst du dich im Drogeriemarkt in der Kondom- und Gleitgel-Abteilung? Wenn du das nächste Mal dort einkaufst, bleib doch einfach mal für ein paar Minuten länger dort stehen. Die Regale sind gar nicht so schlimm!

Was hast du über Sex gelernt?

Erwachsene Menschen haben irgendeine Art von Sexualunterricht in der Schule gehabt. Nicht selten hat dabei entweder die ganze Klasse geschwiegen oder aber die ganze Klasse gelacht. Als zweite Möglichkeit, etwas über Sex zu lernen, steht die Familie. Es gibt sie ein Glück, die Familien, die offen und ehrlich über alles kommunizieren. Aber eben auch die, in denen das Thema verschwiegen oder tabuisiert wird. Und das sind oft die meisten. Wie war das bei dir? Wer hat dir wann was über Sex erzählt und wie ausführlich? Oder hat Dr. Sommer aus der Bravo das meiste übernommen?

Warum ist es überhaupt von Vorteil ist, mit sich selbst und anderen über Sex sprechen zu können?

Sex wird dadurch zu dem, was er ist: normal.

Was ist für dich natürlich an Sex und was nicht?

Biologie sollte als das gesehen werden, was sie ist: Alles, was möglich ist, ist natürlich. Alles, was „unnatürlich“ ist, ist von der Gesellschaft „unnatürlich” gemacht worden.

Wenn im Biounterricht erklärt wurde, dass (Penetrations-)”Sex etwas ist, was Mann und Frau machen, wenn sie sich ganz doll liebhaben“, dann ist der Blick auf die sexuelle Welt von Anfang an ganz schön eingeschränkt. Hier fehlen diverse Geschlechter, die in unterschiedlichsten Konstellationen miteinander Sex haben können. Vielleicht liegt darin der Ursprung, was du heute als Sex verstehst. Ist deine eigene Vorstellung von Sex noch gekoppelt an das, was du über Sex gelernt hast? Hast du mittlerweile eine eigene Vorstellung von Sex?

Was ist Sex für dich?

So Vieles erlernst du im Laufe deiner Erziehung. Nur Sex hast du dir sehr wahrscheinlich selbst beigebracht. Was also ist Sex für dich?

Sex ist das, was du darunter verstehst. Es gibt diesen komischen Norm-Gedanken von Penetrations-Sex, der viele Menschen verfolgt: Sex ist, wenn der Penis in die Vagina eingeführt wird und sich beide so lange ineinander bewegen, bis sie zum Orgasmus kommen. Die Vorstellung, dass das die einzige Möglichkeit von Sex ist, wollen wir wegarbeiten. Zumindest in seiner normierten Form. Falls du diese sture Vorstellung gar nicht hast, hilf anderen dabei sie loszuwerden.

Und fühl dich ja nie angegriffen, wenn du genau das als Sex verstehst! Das IST Sex. Aber eben nicht nur. Es gibt viele Arten von Sex, die ihre Berechtigung haben. Sofern sie im Sinne der Sex Positivity einvernehmlich sind.

Was ist Sex Positivity?

Vielleicht hast du das schonmal gehört: sexpositiv oder sex-positiv-Bewegung. Es geht grundsätzlich darum, dass alle gesunden und einvernehmlichen Arten von sexueller Aktivität ok sind. Normen gibt es hier nicht.

Blümchensex kann Sex sein. Pornos können Sex sein. Offene Beziehung können Sex bedeuten. Selbstbefriedigung kann Sex sein. Fetisch kann Sex sein. Queere Menschen können Sex haben. Verliebte können Sex haben. Menschen, die in binäre Rollenbilder reinpassen können Sex haben. Untereinander mit dem gleichen Geschlecht, miteinander mit einem anderen Geschlecht. Sex kann Kindermachen sein. Sex kann schön sein. Sex kann eine Rolle spielen, muss er aber nicht. Sex ist vor allem für dich. Und wenn er mit anderen stattfindet, dann im Konsens. Alles kann. Nichts muss.


Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Dr. med. Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.

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Lisa

Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin