Sich miteinander fallen lassen

Was bedeutet es, miteinander zu schlafen? Was sagt man sich damit? Die wenigsten können auf diese Frage spontan eine Antwort geben. Das Nicht-Beantworten überträgt sich auf die Bedürfnisse, die nicht geteilt werden. Wenn ihr euch gegenseitig miteinander wirklich wahrnehmt, kann euch gemeinsames Vertrauen vielleicht helfen.

Sex, Vertrauen und Liebe

Viele unterstützen die Aussage, Sex mit einem Menschen, den du liebst, sei am schönsten. Klar, das ist ein kitschiges Idealbild von Sex. Dabei geht es darum, sich für das gegenseitig Vertrauen zu lieben. Wenn ihr euch gegenseitig miteinander wirklich wahrnehmt, kann es euch vielleicht überzeugen. Der Sinn dahinter ist neben dem Ausprobieren von Neuem vor allem das entspannte Miteinander. Die alten Muster aufbrechen, das geht am besten mit Wünschen! Kommt dir bekannt vor?

Ja, weil Wünsche zu formulieren, die beste Möglichkeit ist, das zu bekommen, was du möchtest. Wünschst du dir mal einen neuen Ablauf? Willst du mehr erregende Zärtlichkeiten davor oder auch mal einen heftigen Quickie ohne Vorspiel? Wie kannst du mitteilen, wonach dir heute ist? Es geht um den richtigen Wortschatz für die jeweilige Situation. Hab keine Angst davor, deinem Gegenüber zu sagen, wenn du eine neue Stellung ausprobieren willst. Im wahrscheinlichsten Fall ist dein Gegenüber auch neugierig. Der Gedankenaustausch vor dem Sex ist wichtig, aber auch die Kommunikation währenddessen.

Wünsche formulieren

Der Gedankenaustausch vor dem Sex ist wichtig, aber auch die Kommunikation währenddessen.

„Ich will dich nicht kränken, aber…“

Du bist mit wem im Bett und wirst oral befriedigt. Das ist alles schön und gut, aber du hättest jetzt mehr Spaß daran, am Oberkörper angefasst zu werden, die Hände an deinem Nacken zu spüren. „Wie, sag ich das, ohne die andere Person zu verunsichern oder zu verletzen?!“ Mit Offenheit, Neugierde und Wertschätzung. Du kannst den Kopf liebevoll in deine Hände nehmen und ihn zu dir nach oben führen. Wenn dir Worte im Bett leicht über die Lippen gehen, dann sag, was du willst! Bitte küss meine Brüste …. oder was auch immer du sagen möchtest. Wenn ihr gegenseitig mit eurer Erregung gespielt habt, euch gesagt habt, was euch erregt, dann fühlt sich auch niemand rumgeschubst. Ihr weist euch den richtigen Weg. Falls das noch nicht so funktioniert, wie ihr euch das wünscht, geht noch mal einen Schritt zurück: Berührt euch! und lernt, miteinander zu sprechen!

Geben und Nehmen

Lasst euch aufeinander ein. Es geht um bewusstes Geben und um bewusstes Annehmen. Es geht nicht um den besten Orgasmus, das längste Vorspiel, die ausgefallenste Stellung, – so simpel es auch klingt: Es geht um euch und eure Erregung. Und wenn die Erregung mal mittendrin verschwindet? Macht nichts! Die Erregung darf auch während dem Sex kommen und gehen. Vielleicht lasst ihr dann eure Geschlechtsteile mal in Ruhe für den Moment. Ihr habt genug anderes erlernt, mit dem ihr sinnlich beieinander sein könnt.

Fallenlassen

Vereint ihr alle Sinne miteinander, das Geben, das Nehmen, das Aufeinander-Hören, das gegenseitig Fühlen, das Erkennen der unterschiedlichen Bedürfnisse, Grenzen und Wünsche sowie die Wertschätzung (vielleicht sogar Liebe) füreinander, ist das Fallenlassen wie das Sahnehäubchen. Es geht nicht mehr darum, „ob du alles richtig machst“, sondern darum, dass jede*r auch beim Sex eine eigenständige Person ist. Alles, was ihr miteinander tut, tut ihr völlig freiwillig und weil ihr Lust darauf habt. Euer Gegenüber ist nicht für die Erfüllung eurer sexuellen Träume verantwortlich, das seid ihr selbst. Vielleicht könnt ihr eure Träume jedoch zusammen erleben. Das größte Aphrodisiakum ist noch immer das Gefühl, von einem anderen Menschen besonders geschätzt zu werden. Diese Art Sex ist eine sinnliche Erfahrung: mutig, verrückt, zart oder wild ekstatisch.

Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.
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Lisa

Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin