Sexlosigkeit – Keine Lust auf Sex. Nie.

Wieso sprechen wir so oft von Sex, aber so selten von Sexlosigkeit? Klar, viele Menschen können sich nicht vorstellen, in einer Beziehung zu sein, ohne Sex zu haben. Ist es aber andersrum nicht genau das gleiche: Sex ohne Liebe können sich viele Menschen sehr gut vorstellen. Wieso also nicht auch Liebe ohne Sex? Oder ein Leben ohne Sex? Beides ist möglich.

Sexlos glücklich

Sexlosigkeit kann für Menschen in unserer Gesellschaft des 21. Jahrhunderts eine Herausforderung darstellen – für Menschen, die sie nicht freiwillig leben aber vor allem auch für die Menschen, die nicht davon betroffen sind. Sexualität wird oft als wichtiger Teil der menschlichen Identität und Beziehungen angesehen. In einer übersexualisierten Welt, in der Sexualität omnipräsent ist, kommen beim Thema Sexlosigkeit oft auch Themen wie Isolation, Minderwertigkeit und Unzufriedenheit auf. Sexualität aber ist keine Voraussetzung für ein erfülltes Leben. Jeder Mensch hat eigene Bedürfnisse.

Wusstest du, dass...?

Asexualität ist eine sexuelle Orientierung.

Asexualität

Asexuell sein bedeutet, dass kein sexuelles Verlangen besteht. Nicht nach dem*der Partner*in und nicht nach anderen Menschen – unabhängig von deren Geschlecht. Asexualität ist eine sexuelle Orientierung. Sie ist ziemlich selten. Dadurch fällt es asexuellen Menschen nicht so leicht, eine andere Person zu treffen, die ebenfalls asexuell ist.
Asexuelle Menschen suchen sich nicht aus, asexuell zu sein. Es ist ihre sexuelle Orientierung. Es ist ihre Art zu leben und ihre Art zu sein. Es wird oft so dargestellt, als würde den Menschen, die sexlos leben, etwas fehlen. „Echt? Du willst keinen Sex? Nie? Du hast keine Lust? NIE??!“ Nein nie. Keine Person, niemals, und da ist nichts falsch dran oder komisch oder fehlerhaft. Asexuelle Menschen sterben nicht früher oder leben ungesund oder sonst irgendwas, nur weil sie keine Lust auf Sex haben.

Menschen mögen unterschiedliches

Leben Menschen asexuell, oder auch selbstentschieden enthaltsam, führt das häufig zu Unverständnis und einem Schamgefühl. Sexlosigkeit wird tabuisiert. Wieso aber ist ein Leben ohne Sex für viele Menschen unvorstellbar? Weil wir nicht darüber sprechen. Die Gesellschaft, in der wir leben, ist hypersexualisiert. „Fleischliche Freude“ wird als das Non-Plus-Ultra gesehen. Film, Fernsehen, Bücher, Serien, Werbung – Sex begegnet uns überall. Und dadurch wird uns auch suggeriert: Jede*r will Sex. Das stimmt so aber nicht. Die moderne Welt sollte die Körper eigentlich befreien. In einer übersexualisierten Welt setzt unsere Gesellschaft Körper allerdings unter Druck, anstatt sie zu befreien.

Neu denken

Stell dir vor, du magst es nicht, joggen zu gehen. Du hast es noch nie gemocht und verspürst auch keinen Drang danach, es jemals (wieder) auszuprobieren. Und jetzt setze statt joggen Sex ein. Es ist, wie etwas nicht zu mögen, und es deswegen auch nicht zu machen. Wenn wir darüber nachdenken, wie problematisch Sexualität für viele Paare sein kann, weil sie so viele Spannungen und Streitigkeiten hervorrufen kann, die sich um Sex drehen, dann scheint Sexlosigkeit plötzlich gar nicht mehr so absurd.

Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.

Wir freuen uns über dein Feedback! Klicke hier, um es mit uns zu teilen!

Lisa

Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin