PorNO oder PornYES?
Schaust du Pornos oder schaust du keine Pornos? Egal wie du die Frage für dich beantwortest, die Folgefrage kannst du auch unabhängig auf dich wirken lassen: Was hältst du von Pornos? Klar ist: Auch Pornos stehen auf dieser großen gesellschaftlichen Tabu-Liste noch ganz weit oben.
Pornoindustrie
Pornoproduzent*innen haben einen Gedanken ganz besonders präsent: Klickzahlen. Je mehr Klickzahlen ein Film hat, desto mehr Geld bringt er ein. Reportagen, Dokumentation oder auch Spielfilme zum Beispiel werden häufig co-finanziert oder staatlich finanziert. Die Pornoindustrie allerdings hat bis jetzt sehr wenig Zuwendung aus öffentlichen Finanzmitteln erhalten. Das hat zur Folge, dass nicht das gezeigt wird, was die Filmemacher*innen vielleicht zeigen wollen, sondern das, was am meisten Geld einspielt. Würden Pornofilmemacher*innen Finanzierungshilfen erhalten, könnten sie ganz anders auf die Wünsche der Konsument*innen eingehen. Ein Glück ist da heute schon eine kleine Wendung in Sicht.
Klickzahlen und Pornos
Klickzahlen haben zur Folge, dass nicht das gezeigt wird, was die Filmemacher*innen vielleicht zeigen wollen, sondern das, was am meisten Geld einspielt.
Ethisch korrekter Porno
Dass der Großteil der Pornoproduktionen nicht auf Ethik achte, stimmt laut Pornowissenschaftlerin Paulita Pappel nicht. Klar, in einer marginalisierten Industrie wie der Pornoindustrie gibt es immer schlechte Akteur*innen. Aber nicht nur! Paulita Pappel sagt sogar, die meisten Pornos würden ethisch produziert werden. Vor, während und nach der Produktion würden Ethik-Richtlinien beachtet. Die Beteiligten wissen in den allermeisten Fällen, worauf sie sich einlassen und haben ein Mitsprache- und Selbstbestimmungsrecht. Das betrifft einen vernünftigen und respektvollen Umgang mit ihnen, also auch Arbeitssicherheit am Set und eine faire Entlohnung.
Alternative Pornos
Die Pornoindustrie heute hat sich gewandelt, auch weil es nicht nur noch einen Typus Porno-Regisseur gibt, wie es vielleicht lange Zeit der Fall war. Sowohl in der kommerziellen Industrie wie auch in der alternativen Pornoindustrie gibt es mittlerweile viele FLINTA*, die als Regisseur*innen arbeiten. Die Perspektiven ändern sich. In den großen Hollywood-Spielfilmen zum Beispiel sind Unterschiede in Beziehungsformen immer noch sehr minimal. Der Porno kann jedoch als ein Medium gesehen werden, in dem Sexualität viel vielfältiger zelebriert werden kann.

Wieso werden Pornos tabuisiert?
In Deutschland werden laut anonymen und nicht-anonymen Umfragen im Ländervergleich verhältnismäßig viele Pornos geguckt. Unter den Top 20 Ländern, die laut einer Pornhub-Statistik am meisten Pornos schauen, befindet sich Deutschland immerhin auf Platz 7. Gesprochen wird immer noch recht wenig darüber. Religiöse Prägungen, die sich irgendwann in gesellschaftlichen „Normen“ niedergelegt haben, setzen sich global in fast allen Themenbereichen, die mit Sexualität zusammenhängen. Die moderne Pornoindustrie allerdings, hat sich als Ziel gesetzt genau hier gegenzuhalten: Diversität von Körpern, Sexualität und Sexualpraktiken kann und soll in Pornos schamfrei und schuldfrei gezeigt werden können.
* FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen – also für all jene, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität patriarchal diskriminiert werden.
Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.
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Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin