No means No – Nur “Ja” drückt Zustimmung aus
Kannst du in Worten auszudrücken, was du willst? Die Frage „Möchtest du Sex mit mir?“ ist ganz normal und gehört häufiger gestellt. Und egal wie die Antwort ausfällt: Auch normal! Das Verständnis ist nicht bei allen gleich. Vielleicht gibt es den Wunsch nach Kommunikation, nur ist sie nicht offen genug. Konsens ist das Zauberwort.
INFO
Auch sexuelle Gewalt ist Teil des Themas Konsens. Wir sprechen darüber gesondert an einer anderen Stelle in unserer 90 Tage Journey.
Was ist Konsens?
Konsens bedeutet Zustimmung und Einverständnis. Bei Konsens geht es darum, offen und ehrlich mit den eigenen Grenzen und denen des Gegenübers umgehen. Eine offene Kommunikation lässt auch Platz, Wünsche und Vorstellungen miteinander zu teilen, ohne dass sie direkt in die Tat umgesetzt werden müssen. Mit einem „Nein“ wird niemand vor den Kopf gestoßen, sondern einfach nur eine Grenze klar formuliert. Mit einer Frage ist noch keine zwingende Handlung verbunden. Sie kann einen Wunsch formulieren und ermöglicht, dass offen darüber gesprochen wird.
Konsens und Sex
Wenn es um Sex geht, sollten nur Handlungen ablaufen, auf die alle Beteiligten Lust haben! Gerade Menschen, die noch nicht so viel Erfahrung mit Sex haben, sind überfordert mit eigenen Wünschen. Sie wissen vielleicht noch nicht, was ihnen gefällt oder missfällt. Aber auch viele andere Menschen hatten vielleicht noch nie eine Phase, in der sie sich ausprobieren oder Konsens erfahren konnten. Wohlfühlgrenzen sind bei Sex enorm wichtig. Wie du herausfinden kannst, was der anderen Person gefällt? Nachfragen! Geht’s mir gut? Geht’s dir gut? Gleiches gilt, wenn du gerne etwas ausprobieren möchtest, dir aber nicht sicher bist, ob die andere Person das will: Fragen!
Konsens ist manchmal schwer zu starten, da du etwas ansprechen oder aussprechen musst.
Wie du herausfinden kannst, was der anderen Person gefällt? Nachfragen!
Nein sagen
Nein sagen ist gut. Das ist direkt und zeigt, was du nicht willst. Nur, das Nein-Sagen kann unter Umständen auch schwerfallen: „Zerstöre ich die Harmonie zwischen uns, wenn ich jetzt Nein sage? Bekomm ich trotzdem weiterhin emotionale Sicherheit?“ Im besten Fall ja! Denn dieses Bedürfnis sollte unter keinen Umständen mit deinem Bedürfnis nach Wohlfühlen konkurrieren. Sex ist ein relevantes Beispiel und es ist ok und völlig normal beim Sex Nein zu sagen! Aber was ist, wenn dich in geselliger Runde einfach eine Person anfasst? Oder dir ein*e Freund*in plötzlich deutlich näherkommt als sonst und damit in deine Wohlfühlzone eindringt? Was ist, wenn du beim Date einfach geküsst wirst, das aber gar nicht willst?
Konsens kann bedeuten, eine Kommunikation zu finden, die für das Gegenüber nicht beschämend ist. Ein souveränes Vermitteln von den eigenen Bedürfnissen ist das Ziel, das wir mit Konsens erreichen wollen. Konsens ist manchmal schwer zu starten, da du etwas ansprechen oder aussprechen musst. Wie das geht? Da hilft nur üben!
Du bist dran:
Beim nächsten Mal, wenn etwas nicht so abläuft, wie du es dir wünschst: Sag es! „Du, das, was wir gerade hier machen, ist nicht so meins. Ich habe da ein anderes Bedürfnis.“
Und wenn du genau weißt, was du willst, aber nicht weißt, ob dein Gegenüber das will: Stell Fragen! Damit die Fragen nicht verletzend sind, versuch sie wertschätzend zu formulieren. "Ich komm gleich. Darf ich in deinen Mund?" ist unbeholfen und direkt. Wertschätzender wäre zum Beispiel: „Mich macht’s an, in deinen Mund zu kommen. Hast du darauf auch Lust?“
Stell Fragen!
Damit die Fragen nicht verletzend sind, versuch sie wertschätzend zu formulieren.
Merke
Es ist also geteilte Verantwortung mitzuteilen, was du willst und was dein Gegenüber will oder eben, was eine*r von euch (beiden) nicht will. Das heißt auch, kommt keine direkte Antwort – lass es lieber. Hier gilt dann nämlich only yes is a go!
Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Dr. med. Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.

Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin