Gleitgel-Ersatz: Dos und Don’ts
Wir hoffen sehr, dass Gleitgel bei dir einen guten Ruf hat. Es schmiert, es macht geschmeidig, es macht Lust und – ganz wichtig – es kann deiner Intimzone im Gegensatz zu manchen anderen Haushaltsgegenständen eigentlich keinen Schaden zufügen. Wir erzählen dir, was es für Alternativen gibt, die du zuhause finden kannst, wenn es darauf ankommt.
Basiswissen der alten Griechen
Wenn wir über Ersatzmittel für Gleitgel sprechen, ist ganz wichtig zu verstehen, was hydrophob und hydrophil bedeutet. Das Wort hydrophil kommt aus dem Griechischen und bedeutet Wasser liebend (ὕδωρ [hydor/hydros] = Wasser | φιλος [phílos] = liebend]. Ein Stoff, der hydrophil ist, ist also „wasseranziehend“.
Das Gegenteil zu hydrophil ist hydrophob. Ist etwas hydrophob (φόβος [phóbos] = Furcht), ist es „wassermeidend“ oder „wasserabstoßend“. Gleitmittel helfen unter anderem beim vaginalen oder analen Sex, die Reibung zu mildern. Das Hinaus- und Hineingleiten wird somit angenehmer.

Der pH-Wert der Vaginalflora
Beim vaginalen Sex ist es wichtig, dass der pH-Wert des Gleitmittels nicht die Vaginalflora angreift. Die gesunde Vagina selbst hat einen leicht sauren pH-Wert von 3,8 bis 4,4. Alles außerhalb dieses Bereichs kann Symptome wie ungewohnten Ausfluss, Gerüche oder vaginale Trockenheit verursachen. Kleiner Fact am Rande: Während des Menstruationszyklus‘ schwankt der pH-Wert der Vagina. Er kann von Bakterien aus dem Darm oder anderen Reizstoffen wie Tampons, Gleitmitteln oder Sperma beeinflusst werden. Eine Studie zeigt, dass Menschen, die zwischen 18 und 44 Jahren beim Sex Gleitmittel verwenden, welche nicht speziell für die Vaginalflora entwickelt wurden, anfälliger für Krankheiten sind. Bakterielle Infektionen oder Pilzinfektionen können die Folge sein.
Welche Gleitmittel denn nun?
Nur Aloe Vera und Kokosöl sind eine echte Alternative für Gleitgel!
Welche Mittel du NICHT nutzen solltest
Beliebt als Gleitmittelersatz sind Vaseline, Babyöl, Seife, Kokosöl, Olivenöl, Aloe Vera oder sogar Butter. Wieso Menschen zu diesen Mitteln greifen, obwohl es doch so viele gute Produkte auf dem Markt gibt, hat verschiedene Gründe. Manche trauen sich nicht, im Drogeriemarkt die Tube Gleitgel aufs Kassenband zu legen, andere haben es dann, wenn sie es brauchen, nicht zur Hand und greifen auf Hausmittelchen zurück. Weil es so wichtig ist, direkt zu Anfang: Nur Aloe Vera und Kokosöl sind eine echte Alternative für Gleitgel! Vaseline kann ein krankhaftes Ungleichgewicht der Vaginalflora hervorrufen, zu fischigem Geruch sowie Schmerzen beim Sex führen. Auch beim Analsex kann Vaseline im Nachhinein Jukreize und andere Hautreizungen bewirken. Vaseline ist hydrophil, entzieht also Wasser. Der empfindlichen Haut deiner Intimzone wird auf Dauer Flüssigkeit entzogen. Dadurch kann dein Körper bakterielle Infektion nicht mehr von selbst mindern. Jegliche Öle fördern das Pilzrisiko im Intimbereich. Die Fette können sich im Darm oder im Mund ausbreiten. Auch Seife, die meist einen pH-Wert von 9 bis 11 hat, ist keine gute Alternative. Sie stört das saure Milieu des Intimbereichs und kann Infektionen zu Tage bringen, die sich im Körperinneren ausbreiten können.
Gute Gleitgel-Alternativen
Aloe Vera ist eine natürliche Gleitgelalternative. Die Pflanze schützt die Schleimhaut und kann sogar zu regenerierenden Prozessen führen. Wichtig ist, dass du der Pflanze den Aloe-Vera-Saft richtig entnimmst. Dazu schälst du ein reifes Blatt mit einem Sparschäler, bis nur noch eine durchsichtige Substanz übrigbleibt. Keine Haut und kein gelbes Mark sollten mehr zu sehen sein. Diese können deine Haut reizen. Das durchsichtige Mark kannst du in einem Behälter auffangen und mixen. Es hält sich jedoch nicht sehr lange, also nur nicht schüchtern beim Benutzen sein!
Eine weitere Alternative zu Gleitgel ist Kokosöl. Es wirkt beruhigend und kühlend. Es ist zum Beispiel auch in vielen Intimpflegeprodukten als natürlicher Inhaltsstoff vorhanden. Aber Vorsicht: Kokosöl solltest du nicht zusammen mit Kondomen oder Sextoys nutzen, da es der Oberflächenstruktur schaden kann!
Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Dr. med. Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.

Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin