Gender Flower – Umgang mit Gender(n)

Wie gehst du mit Geschlecht um? Wie gehst du mit deinem eigenen Geschlecht um und wie gehst du mit anderen Geschlechtern um? Wer und was sagt dir, wie du damit umzugehen hast? Machst du dir Gedanken darüber, was Leute denken, wenn sie dich sehen und wie sie über dich denken?

Geschlechtsidentität

Ein kurzer Crashkurs in Geschlechtsidentität: Geschlechtsidentität bedeutet, dass sich ein Mensch über das eigene Geschlecht bewusst ist und sich mit dem Geschlecht wohl fühlt. Weit verbreitet sind die Geschlechtsidentitäten weiblich, männlich, intergeschlechtlich oder non-binär. Diese Geschlechtsidentität hängt für viele Menschen mit ihrem Körper zusammen. Für manche Menschen ist der Körper nicht wichtig für ihre Geschlechtsidentität, für andere schon. Und manche Menschen fühlen sich nicht so wohl in ihrem Körper und wollen ihn ändern. Im Deutschen klingt der Begriff Geschlecht sehr biologisch. Das ist nicht falsch, denn es gibt den Ausdruck des biologischen Geschlechtes (englisch „sex“). Gleichzeitig ist das gesellschaftliche Geschlecht (englisch „gender“) aber auch ein Konstrukt. Es wurde also entwickelt und ist nichts Biologisches. Das englische Gender wird genau deswegen genutzt: Das soziale Konstrukt soll nicht mit den biologischen Fakten verwechselt werden. Nur weil du mit XX-Chromosomen geboren wirst, lebst du später nicht automatisch ein Leben als cis-Frau.

Gelesenes Gender

Das gelesene Gender ist das, was du durch dein eigenes Aussehen und durch deine Pronomen, sie/ihr oder er/ihm, nach außen ausstrahlst. Es erklärt, wie du in deiner Persönlichkeit von anderen Personen wahrgenommen, also gelesen werden möchtest. In der aufgeklärten Gesellschaft, in der wir ja unbedingt mit dir leben wollen, könntest du dir auch folgende Frage stellen: Wozu brauche ich Gender, wenn ich doch als Individuum wahrgenommen werden will?

Gendern in der Sprache

Rein objektiv betrachtet hilft uns die Einordnung in der, die, das, Dinge richtig zu deuten. Nur ist sich die deutsche Grammatik da gar nicht mal so treu. Wieso heißt es nämlich zum Beispiel "Das Mädchen spielt” und nicht Die Mädchen spielt”? Könnte es sein, dass es in der deutschen Sprache schwieriger mit dem Gendern ist, weil sogar Gegenständen ein Geschlecht bekommen? Die Erde ist weiblich und wird zu “Mutter Erde”. Die Sprache wird auch zur “Muttersprache”. Das Vaterland ist eigentlich gar nicht männlich. Anders ist das im Englischen. Vaterland wird zu mother country und alles ist ‚the‘. Wie färbt sich das auf die Wahrnehmung von Geschlechtsidentität ab?

Genderneutrale Sprache

Immer wieder gibt es wahnwitzige Vergleiche von Menschen, die sich gegen genderneutrale Sprache wehren: „Müssen wir jetzt auch Salzstreuer*in sagen?“ Nein, müsst ihr nicht. Es geht aber eben auch nicht um Gegenstände. Die müssen bestimmt werden, weil sie sich selbst nicht bestimmen können. Menschen wiederum können das. Und genau darum geht es beim Gendern: Darum, wie Menschen wahrgenommen werden möchten und die Möglichkeit, dies für sich selbst bestimmt tun zu können.

Wer bin ich? Was bin ich? Was will ich? Was fühle ich?

Wünsche und Selbstbestimmung sollten überall im Leben wahrgenommen werden.

Selbstbestimmung

Die Fragen Wer bin ich? Was bin ich? Was will ich? Was fühle ich? Wen liebe ich? und Wie liebe ich? sind gar nicht so einfach. Und doch sind es Fragen, die jede Person für sich selbst bestimmen sollte. Für manche Menschen sind auch Fragen wie Wohin will ich gehören? und Wo stehe ich in der Gesellschaft? wichtig. Die ermöglichen ein Wir-Gefühl und ein Zugehörigkeitsgefühl. Damit jeder Mensch diese Möglichkeit hat, ist das Gendern wichtig. Denn Wünsche und Selbstbestimmung sollten überall im Leben wahrgenommen werden.

Interaktiver Teil für dich

Beobachte heute, morgen und in den nächsten Tagen deinen Alltag mal ganz bewusst: Wo begegnen dir Gender? Lass ein Gedankenexperiment zu. Stell dir während und nach deinen Beobachtungen folgende Frage: Wozu brauchen wir Gender? Was würde passieren, wenn in bestimmten Situationen deiner Beobachtungen Geschlecht keine Rolle gespielt hätte?

Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Dr. med. Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.

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Lisa

Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin