Der Kuss und was dahinter steht

Küssen, das geht auf keinen Fall allein, denn zum Küssen brauch ich einen anderen Mund! Was passiert im Kopf, wenn sich Menschen küssen? Was machen die Nerven, die wir an unseren Lippen haben? Zusammen mit Doc Carla lüften wir das Geheimnis um die zarteste aller Gesten.

Eine Geste der Zuneigung

Im internationalen Kontext gesellschaftsübergreifend bekannt sind einige Gesten: Ein inniger Kuss als Zeichen der Zuneigung zählt bestimmt dazu, das Händeschütteln als Begrüßung (wobei in manchen Ländern die Verbeugung oder Küsschen rechts, Küsschen links präferiert werden) und Nicken für Zustimmung – oder warte mal, ruft man in Indien so nicht eine Person zu sich her? Aha! Moment! Der romantische Kuss nämlich zählt auch nicht in allen Kulturvölkern der Welt zur Tagesordnung! Dabei wird beim Küssen im Hirn eine Art körpereigener Drogen-Cocktail produziert. Wie das?

Stresskiller

Durch das Küssen werden unter anderem Endorphine und Hormone freigesetzt, die Stress abbauen.

Was im Kopf passiert

Sobald sich zwei Menschen mit ihren Lippen berühren, werden in Sekundenbruchteilen eine unvorstellbare Zahl von Informationen von den Nervenzellen an Gehirn und Körper gesendet. Wie schmeckt der andere Mensch? Wie kalt, warm, glatt oder rau fühlen sich die Lippen an, die einem selbst da gerade zugewandt sind? Die Nerven schicken unterbewusst Befehle ans limbische System. In diesem uralten Hirnareal entstehen unter anderem Gefühle.

Dadurch werden unter anderem Endorphine und Hormone freigesetzt, die Stress abbauen. Auch Oxytocin ist dabei. Ein Hormon, das unser soziales Bindungsgefühl steigert und uns sexuell erregt. Spielen Hände und andere Körperregionen beim Küssen eine Rolle, etwa weil man sich stürmisch küsst und derweil bewegt, werden diese Berührungen vom Rückenmark registriert. Dieses leitet die Information an das Nervensystem weiter und sorgt für eine Muskelentspannung. Das Gesicht errötet, das Herz schlägt schneller, der Atem wird flacher. Adrenalin wird gebildet, was als körpereigenes Aufputschmittel zum Einsatz kommt. Zuweilen kann Zittern oder Gänsehaut auftreten. Das Areal für depressive Stimmung in unserem Gehirn wird abgeschaltet. Wir heizen uns auf und kühlen uns gleichzeitig ab. Währenddessen produziert der Körper winzige Schweißtropfen mit Pheromonen:sSexuelle Duftstoffe werden freigesetzt.

Sich erschnüffeln

Durch diese Duftstoffe bewerten wir unterbewusst die Person, die wir küssen. Diese Handlung können wir nicht wirklich steuern. Pheromone werden an den Nasenflügeln gebildet und abgesondert. So erklärt sich auch der Nasenkuss mancher Völker oder das gegenseitige Beschnüffeln. Da sich die Nasen beim Küssen besonders nah sind, nehmen wir die Duftstoffe der anderen Person sehr genau wahr. Diese Duftstoffe enthalten etwa Informationen darüber, wie das Immunsystem beschaffen ist.

Sich nicht riechen können

Vielleicht ist es dir schon mal passiert oder aber du hast es von einer anderen Person mitgekriegt: Zwei Menschen fühlten sich total zueinander hergezogen. Es wurde geflirtet, gelacht, Händchen gehalten. Irgendwann kam es zum Kuss und der ganze Zauber war vorbei. Der Körper entscheidet evolutionsbiologisch betrachtet beim Aufnehmen der Pheromone eine ganze Menge. Die Tauglichkeit des Gegenübers wird quasi getestet. Passt die Person nicht zum eigenen Genpool, entscheidet sich also letztlich der Körper dagegen. Wem das zu viel Evolutionsbiologie ist, merke sich folgendes: Sich gegenseitig nicht riechen zu können, ist mehr als nur ein Sprichwort!

Lass uns auch gerne wissen, was wir deiner Meinung nach ausführlicher besprechen sollten. We are growing by your interest!


Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.

Lisa

Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin