Der Blowjob
Wir wollen erfahren, wo der Blowjob herkommt, wie lange es ihn schon gibt und wieso er so viel Ruhm genießt. Wir sprechen mit Doc Carla, unserer Quelle für Fragen rund um die Themen Körper und Sexualität. Damit auch ihr endlich mal vom Tuten und Blasen eine Ahnung habt!
Frage
SiClaro: Hey Doc! Kannst du mir wertschätzend und wissenschaftlich fundiert die Fragen beantworten, woher der Blowjob kommt?
Doc Carla: Der "Blowjob", der auch als Fellatio bekannt ist, ist seit Jahrhunderten in vielen Kulturen weltweit verbreitet. Es gibt jedoch keine absolute Antwort darauf, woher er ursprünglich kommt oder wann er als sexuelle Praktik das erste Mal ausgeführt wurde. In der Regel wird angenommen, dass Blowjobs in der Sexualität vieler Menschen weit verbreitet sind. Unabhängig ob homosexuell, heterosexuell oder bisexuell. Er wird als Ausdruck von Liebe, Leidenschaft und Lust gesehen. Aber nicht für alle Menschen. Für einige Menschen kann ein Blowjob möglicherweise unangenehm sein und das ist vollkommen normal! Nicht jeder Mensch möchte orale Stimulation. Es ist wichtig, dass wir alle die Möglichkeit haben, unsere eigenen Grenzen und Vorlieben in Bezug auf die eigenen sexuellen Aktivitäten zu setzen. Diese Grenzen müssen respektiert werden.
Grenzen und Vorlieben
Für einige Menschen kann ein Blowjob möglicherweise unangenehm sein und das ist vollkommen normal! Nicht jeder Mensch möchte orale Stimulation
Frage
SiClaro: Auch unabhängig von veralteten Rollenklischees fühlen sich einige Menschen unwohl bei einem Blowjob. Wieso ist das so?
Doc Carla: Erstens gibt es viele Gründe, warum sich Menschen unwohl beim Gedanken an einen Blowjob fühlen können. Das ist natürlich auch beim Gedanken an andere sexuelle Praktiken möglich. Vielleicht sind es Vorurteile oder Ängste, die sie davon abhalten. Sie könnten Bedenken haben, sich auf eine bestimmte sexuelle Aktivität einzulassen. Möglicherweise sogar hinsichtlich ihres eigenen Körpers oder ihrer Fähigkeiten. Es könnte auch sein, dass sie in der Vergangenheit negative Erfahrungen gemacht haben. Vielleicht sind es gesellschaftlichen Normen oder Erwartungen, von denen sie sich unter Druck gesetzt fühlen. Selbst wenn wir heute mit mehr Aufklärung gegen diese Prägungen ankämpfen, können sie als Gefühle vorhanden sein. Und Gefühle können wir nicht leugnen.
Aufklärung
Wenn du dich mit dem Thema Aufklärung auseinandersetzt, solltest du nicht von Vorneherein schon abgeklärt sein.
Frage
SiClaro: Wie lässt sich dagegen arbeiten?
Doc Carla: Also zuerst einmal: Niemand MUSS einen Blowjob praktizieren, wenn die Person nicht will! Paare sollten offen über ihre Bedenken und Vorlieben sprechen. „Beziehung ist Arbeit“ heißt es oft. Und um eine gute sexuelle Beziehung aufzubauen, die für alle zufriedenstellend ist, müssen alle zusammenarbeiten. Beim Thema Blowjob oder Lecken geht es um Kommunikation. Fallenlassen kann ich mich erst, wenn ich der anderen Person vertraue. Die Sinne für anderes schalte ich nur bewusst dann ab, wenn ich die Kontrolle abgebe. Dann aber kann ich neue Sinne stärker wahrnehmen. Die Kontrolle abgeben zu können funktioniert nicht für alle Menschen von jetzt auf gleich.
Frage
SiClaro: Wieso wird der Blowjob manchmal immer noch als rühmlich wahrgenommen und die Zuwendung der Vulva als erniedrigend?
Doc Carla: In manchen Gesellschaften wird der Blowjob als positiv angesehen, während die Zuwendung der Vulva tatsächlich als negativ betrachtet wird. Wieso das so ist, hängt möglicherweise mit gesellschaftlichen Normen und Erwartungen zusammen. Bestimmte sexuelle Aktivitäten wurden bevorzugt, andere stigmatisiert. Verschiedene Kulturen betrachten Sexualität sehr unterschiedlich. Interessant ist ja, dass wir irgendwann ein Ungleichgewicht zwischen „rühmlich“ und „erniedrigend“ festgestellt haben. Das ist ein ziemlich wichtiger Schritt. Strukturen brechen sich nur dann auf, wenn wir sie lange und eindringlich auseinandernehmen. Das gilt im Kleinen, also in den eigenen vier Wänden, wie im Großen, also in den Bereichen der Aufklärung, in der Art und Weise, wie es medial verbreitet wird, wie wir uns mit unseren Mitmenschen darüber unterhalten. Wenn du dich mit dem Thema Aufklärung auseinandersetzt, solltest du nicht von vorneherein schon abgeklärt sein. Das gilt besonders für die, die schon meinen, alles zu wissen und Stigmatisierung vorantreiben.
Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.
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Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin