Deine Hände als Sextoy Number One

Wenn wir berührt werden, stellt sich bei uns ein Belohnungsempfinden ein. Berührungen von Händen können Verständnis erzeugen, Halt geben, verbindend sein oder verwöhnen. Die Hirnforschung sagt, berührt uns ein Mensch, denken wir positiver über diese Person. Wie können wir diese Macht unserer Hände im Sexleben voll und ganz nutzen?

Was ist gleich nochmal Sex?

Ab wann ist Sex eigentlich Sex? Wer bestimmt den Unterschied? Die heteronormative Gesellschaft sieht vor ihrem inneren Auge wohl häufig penetrativen Sex, wenn von Sex die Rede ist. Dieser ist aber nur eine Form von Sex.

Gerade deswegen kann auch das Thema „erstes Mal“ in die Irre führen. Queere Menschen können Sex haben. Blümchensex von Menschen, die in binäre Rollenbilder reinpassen, kann Sex sein. Untereinander mit dem gleichen Geschlecht, miteinander mit einem anderen Geschlecht. Selbstbefriedigung kann Sex sein. Die Hände einer anderen Person an deinen Geschlechtsteilen können Sex sein. Sich aneinander reiben kann Sex sein, Geschlechtsverkehr kann Sex sein. Sex ist vor allem für dich und das, was du darunter verstehst.

Das Wissen deiner Hände

Mit deinen Händen kannst du forschen. Du kannst dich erforschen oder aber eine andere Person erforschen. Du kannst dich voll und ganz darauf konzentrieren, zu spüren, wie sich die Haut oder das Gewebe der Geschlechtssteile anfühlt. Gerade in der Vagina ist das Gewebe um die die CUV-Zone (früher „G-Punkt“) rauer. Die Haut vom Penis an der Eichel und am Schaft fühlt sich unterschiedlich an, je nachdem, ob du sie in erigiertem oder nicht erigiertem Zustand berührst. Auch Vulvalippen fühlen sich anders an, wenn sie durch Erregung anschwellen. Diese Körperzonen können bei Lust noch empfindsamer für Berührungen werden. Deine Hände haben dabei so viele Möglichkeiten! Geh auf Entdeckungsreise. Fang bei dir selbst an. Mit dem Wissen über dich selbst, fällt es dir später leichter, dich auf eine andere Person einzulassen.

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Gelegentlich ist das eine genau richtig bis zu dem Zeitpunkt, bis das gleiche genau falsch ist.

Verschiede Arten von Berührungen

Bei stimulierenden Berührungen mit den Händen gibt es zwei Ausgangslagen: Berühre ich die andere Person zu meiner Lust oder berühre ich die Person zu ihrer*seiner Lust? Will dein Gegenüber mit den Händen „gekrabbelt“ werden, kannst du diesem Wunsch selbstlos nachgehen. Willst du die Person dir gegenüber aber mit der ganzen Hand streicheln, da so mehr Kontakt für dich selbst besteht, ist die Berührung für dich. Diese kleine Misere lässt sich aber problemlos lösen. Wenn dein*e Partner*in anders berührt werden möchte, versuche es als „ich lasse dich daran teilhaben, wie ich mich fühle“ wahrzunehmen, anstatt dich darin korrigiert zu sehen. Das Annehmen fällt dir schwer? Stell dir eine kleine Katze vor: Meistens will sie gestreichelt werden. Aber nicht immer! Es passiert, dass sie wegrennt und gar keine Lust hat. Das heißt aber nicht, dass sie nicht am nächsten Tag wieder kommt oder noch erneut gestreichelt werden will. Gelegentlich ist das eine genau richtig bis zu dem Zeitpunkt, bis das gleiche genau falsch ist.


Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.

Lisa

Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin