Berührt euch!

Wir verlieren unsere Körpernähe zu anderen, je älter wir werden. Als Kinder haben wir (meistens) viel Körperkontakt mit Menschen um uns herum. Werden wir älter, wollen wir weniger angefasst werden. Unter anderem, weil uns das die Gesellschaft so lehrt. Dabei ist Körperkontakt so wichtig! Vor allem in Beziehungen. Er bringt uns näher zueinander.

Schritt I - Die Umarmung

Umarmen meint mehr, als sich nur mal kurz mit ausgestreckten Armen drücken. Auf dem Weg, Sex mit allen Sinnen zu erfahren, geht es um den vollen Einsatz des Körpers und aller Sinnesantennen. Schnapp dir deine*n Partner*in und umarmt euch! Das geht prinzipiell im Stehen, Sitzen oder Liegen. Mit der Umarmung im Stehen zu beginnen, erzählt aber wahrscheinlich am meisten über euch: Steht ihr mit weit ausgestreckten Armen voreinander? Lastet eine*r von euch auf den Schultern des Gegenübers? Erdrückt ihr euch gegenseitig? Lasst ihr so richtig fallen? Oder müsst ihr gestützt werden? Eine Umarmung offenbart viel mehr über die wirkliche Nähe zueinander als „pflichtbewusster“ Sex. Einen Orgasmus kann mnsch vortäuschen, Entspannung nicht.

Es kann passieren, dass ihr euch beide schnell wieder loslasst, bevor ihr so richtig mit dem Wahrnehmen aller Sinne begonnen habt. Nicht so schlimm! Allerdings ist es dann ganz wichtig, sich miteinander über die Gefühle bei der Umarmung auszutauschen. Wenn die Umarmung jedoch länger anhält, kann sich ein Gefühl des Fallenlassens einstellen. Und rate mal, auf was sich das später übertragen lässt: Richtig. Auf Sex.

Massage

Es geht um das bewusste Geben und Annehmen und um das unterschiedliche Empfinden von unterschiedlichen Berührungen.

Schritt II - sinnliche Massage

Die sinnliche Massage zielt auf maximale Entspannung ab, nicht auf sexuelle Erregung. Dabei geht es für 15 bis 20 Minuten um das Erkunden der Körper. 20 Minuten sind nicht lange: Deswegen solltest du dich für eine Region entscheiden! Vielleicht bleibst du bei der ersten Massage beim Rücken und den Armen, bei der zweiten Session gehst du zu den Beinen gehen und erst bei der nächste zu intimeren Regionen wie Brüsten, Po, Damm oder Vulvalippen. Falls es doch zur Lust kommt, sich beispielsweise eine Erektion zeigt, nimm sie als Kompliment nicht aber als Auftakt für Sex. Es geht um das bewusste Geben und Annehmen und um das unterschiedliche Empfinden von unterschiedlichen Berührungen. Dabei gibt es zwei Varianten. Am besten führt ihr die Varianten nacheinander aus. Sprich, eine Person wird zweimal massiert. Einmal nach den eigenen Wünschen und einmal nach Empfinden der Person, die massiert.

Variante I

Die Person, die massiert wird, führt Regie. Wenn also du massiert wirst, musst du sagen, was dir gefällt. Welche Handbewegung magst du? An welcher Stelle willst du berührt werden? Ist der Druck der richtige? Du ahnst es schon: Diese Ansagen sind eine prima Übung, um auch beim Sex die richtigen Worte zu finden. Wird das, was du sagst, verstanden? Kannst du dich genau ausdrücken? Fällt dir das leicht oder schwer? Und falls es Missverständnisse gibt: Sprecht miteinander. Es geht schließlich um Genuss!

Variante II

Die Person, die massiert, führt Regie. Das heißt, du massierst zu deinem Vergnügen. Du gibst und die andere Person nimmt an. Natürlich nur das, was beiden gefällt. Wenn der Person dir gegenüber etwas unangenehm ist, mach woanders weiter und lass dir erklären, wieso das gerade unangenehm war. Vielleicht massierst du eine Stelle besonders gern, weil sie sich schön anfühlt. Oder eine besondere Technik fühlt sich gut für deine Hände an. Sinnliches Geben wird dann zu sinnlichem Annehmen. Es wird klar, dass die Berührungen zum Vergnügen beider sind. In der Übung liegt der Fokus nicht auf sexuellen Handlungen, sondern auf dem Körper-Erkunden. Sie kann dir aber später beim Sex dabei helfen, erregende Stimulation oder Stellungswechsel miteinander auszuprobieren.


Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.

Lisa

Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin