Am Anfang sind wir alle gleich
Ob schon mal eine Schwangerschaft (mit-)erlebt oder nicht: Wusstest du, dass die Genitalien eines Embryos sich am Ende der 6. Schwangerschaftswoche noch in einem „indifferenten Stadium“ befinden? Das bedeutet, bis dahin sehen die Geschlechtsanlagen aller Embryos gleich aus.
6. Schwangerschaftswoche
Nach 30 Tagen ist ein Embryo im Uterus etwa 6 mm groß. Zu diesem Zeitpunkt haben alle Embryos die gleichen Geschlechtsanlagen. Genau genommen sind sie sogar intersexuell. Die Geschlechtsanlagen sind die Vorstufen aller Geschlechter. Erst der Einfluss von Genen und Hormonen beeinflusst das Geschlecht. Im Zellkern ist die Zusammensetzung von X- und Y-Chromosomen bestimmt. Enthält ein Zellkern XX-Chromosomen, entwickelt sich vermutlich ein Baby mit weiblichen* Geschlechtsmerkmalen, sind es XY-Chromosomen wird es vermutlich ein Baby mit männlichen* Geschlechtsmerkmalen. Sicher ist das jedoch nicht. In Wahrheit ist nämlich ein komplexes Zusammenspiel von Genen und Hormonen für die geschlechtliche Entwicklung im Uterus verantwortlich. Die Entwicklung der Geschlechtsteile beginnt etwa in der 6. oder 7. Woche.

Ab der 7. Schwangerschaftswoche
Die Entwicklung eines Babys mit XX-Chromosomen beginnt typischerweise damit, dass sich aus den Geschlechtsanlagen Eierstöcke entwickeln. Diese produzieren das Hormon Östradiol, welches die Bildung von Eileiter, Uterus und oberem Teil der Vagina fördert. Die Geschlechtsanlagen formen sich zu Klitoris, Vulvalippen und Harnröhrenöffnung. Die Anlagen für einen Penis bilden sich zurück.
Bei einer typischen Entwicklung eines Babys mit XY-Chromosomen bilden sich zuerst die Hoden, die dann Testosteron ausschütten. Dieses sorgt zusammen mit anderen Faktoren dafür, dass Samenleiter, Samenblasen und Prostata entstehen. Auch entwickeln sich die Genitalanlagen zu Eichel, Penis und Vorhaut. Die Anlagen für Uterus und Vulvalippen bilden sich zurück.
In jedem einzelnen Schritt kann es auch anders kommen: dann bleibt der Embryo intersexuell.
Auch am Ende bleibt vieles gleich
Durch unterschiedliche Hormone entwickeln sich die anfänglichen Geschlechtswülste also zu unterschiedlichen Geschlechtsteilen. Wenn wir verstehen, dass sich die Geschlechtsteile aus den gleichen Anlagen gebildet haben, verstehen wir auch die Ähnlichkeit der Geschlechtsteile. Die Schwellkörper vom Penis sowie die Schwellkörper der Klitoris sind im Prinzip gleich befestigt. Die Klitoris hat zwar einen kleineren Schwellkörper als der Penis, jedoch ist die Nervenanzahl an ihrer Eichel die gleich wie an der Peniseichel. Deswegen ist sie um vieles empfindlicher als der Penis, da sich die Nerven auf einer viel kleineren Quadratzentimeter Anzahl ihren Platz teilen. Stell dir vor, die Peniseichel ist eine aufgeblasene Klitoriseichel. Nur die Nervenanzahl verändert sich beim Aufblasen eben nicht.
Unsere Geschlechtsteile
Wenn wir verstehen, dass sich die Geschlechtsteile aus den gleichen Anlagen gebildet haben, verstehen wir auch die Ähnlichkeit der Geschlechtsteile.
Frühe Selbststimulation
Das Erkunden des eigenen Körpers fängt schon ziemlich früh an. Auch im Bauch fasst sich ein Fötus schon selbst an. Was hier ganz früh erlernt wird, ist, dass Selbststimulation genussvolle Gefühle erzeugen kann. Je nachdem, wie im Kindesalter damit umgegangen wird, entwickelt ein erwachsener Mensch ein positives oder negatives Bewusstsein dafür.
* Die Bezeichnungen weiblich und männlich sind in diesem Text zu bewusst so gewählt, da in der Wissenschaft Gruppenbildungen zur Vereinfachung von großen Datenmengen helfen.
Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Dr. med. Carla Pohlink, die als Ärztin und Sexualtherapeutin arbeitet.
Teile hier dein Feedback zum Text mit uns!

Lisa Claus ist unsere SiClaro Hausautorin